KdiH

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26B.1.1. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. Ettenheimmünster 11

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 3

Datierung:

1467 und 1490–1500.

Lokalisierung:

Überlingen.

Besitzgeschichte:

Im 16. Jahrhundert im Besitz von M. Marx Weyß, Spitalkaplan in Überlingen, 1587 durch Jakob Reutlinger, Bürgermeister in Überlingen, erworben (1v Besitzeinträge sowie mehrere eingeklebte Holzschnitte mit Wappen Konstanzer Domherren, darunter Buchzeichen Jakob Reutlingers 1587, vgl. Buck [1887] S. 113), späterer Eigentümer Johann Josef Reutlinger (1684, 1695), danach Benediktinerkloster Ettenheimmünster, seit der Säkularisation 1806 im Besitz der badischen Großherzöge.

Inhalt:
1. 4r–124v Ulrich Richental, ›Chronik des Konstanzer Konzils‹

Handschrift E

Text- und Bildteil in Redaktion unbekannter Hand

2. 125r Urkunde König Sigismunds für Konstanz über die Verpfändung des Thurgaus

Regesta Imperii, Bd. 11: Die Urkunden Kaiser Sigmunds (1410–1437), verzeichnet von Wilhelm Altmann. Innsbruck 1896–1900, Bd. 2, Nr. 6175.

3. 171ra–347vb

Jakob Twinger von Königshofen ›Chronik‹, deutsch

Siehe Nr. 26A.28.3.

4. 347vb–374vb ›Buch der Könige alter ê und niuwer ê‹, Auszug

Hans Ferdinand Massmann (Hrsg.): Buch der Könige alter und neuer Ee. In: Alexander von Daniels: Land- und Lehensrechtsbuch I. Berlin 1863 (Rechtsdenkmäler des deutschen Mittelalters 3), Sp. XXXIII–CCXXIV, hier Sp. XLVIII–CXVIII.

5. 375ra–390va ›Proverbia oder byspell Salomonis‹ in 31 Kapiteln

vgl. Heimo Reinitzer / Gisela Kornrumpf: Salomonische Schriften, dt. In: 2VL 11 (2004), Sp. 1358–1368, hier: Sp. 1362.

6. 390va–393rb Chronikalische Nachträge, 16. und 17. Jahrhundert
7. 397ra–401va Reformatio Friderici, ›Frankfurter Landfriede Friedrichs III. von 1442‹

Edition: Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 16: Deutsche Reichstagsakten unter Friedrich III, 2. Abt. 1441–1442. Hrsg. von Herrmann Herre und Ludwig Quidde, Stuttgart 1928, S. 401–407.

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 481 Blätter (Seitenzählung des 17. Jahrhunderts mit schwarzer Tinte unvollständig, moderne Bleistiftfoliierung; Blatt 1 als Spiegelblatt im Vorderdeckel, Blatt 2 enthält eingeklebte Holzschnitte, Blatt 3 ist ein eingeklebter Kupferstich [siehe unter II.]; unbeschrieben: 125v–170v, 393v–396v, 402r–481v), 370 × 270 mm, Bastarda, 4r–125r: einspaltig, ab Blatt 171 zweispaltig, 39–41 Zeilen, zwei Schreiber für Text 1, Hand A: 4r–102v, Hand B: 106r–125r, letztere nach Hans Rott (1933) identisch mit Anton Bitzer aus Überlingen (127 unter seinem Namen Notiz zum zugefrorenen Bodensee), von Hand A auch die Texte 3, 4, 5 (390va: Diß buͦch ist ussgeschriben worden an sant Vlrichs […] aubent […] 1467) und 7. Nachträge: 390va–392vb Hand des 16. Jahrhunderts, 392vb–393rb Joh. Joseph Reutlinger, Ergänzungen 49r–50v, 52v (Liste der Konstanzer Bischöfe), 56r eingeklebter Zettel, 279v–285r (Liste der Päpste): Jakob Reutlinger. Rubrizierung, rote Überschriften und rote zweizeilige Initialen, in Text 1 jedoch nur 106r–125r (zweiter Schreiber) ausgeführt, davor Initialen nur 6v und 7r, rote Überschriften nur auf den Blättern 5r/v und 10r ausgeführt.

Schreibsprache:

alemannisch-schwäbisch.

II. Bildausstattung:

31 Seiten mit kolorierten Federzeichnungen zu Text 1 (8r, 8v–9r, 9v, 12r, 12v, 14r–15r, 16r, 18v–19r, 22v–23r, 23v–24r, 26r, 27r–28r, 35v–36v, 37r–37v, 39v–40r, 40v–41v, 42r) von drei Zeichnern ausgeführt, danach 50 zum Teil mehrseitige Freiräume für weitere Illustrationen (44v, 49v–50v, 52v, 56v–57r, 58v, 60r, 60v, 61r, 65v, 66r, 69r, 69v, 72v, 73r, 74r, 74v, 75r, 75v, 76r, 77r, 77v, 78r, 78v, 79r, 83v, 84r, 84v, 85r, 87r, 87v–88r, 88v, 89r, 89v, 90r, 90v, 91r, 91v, 92r, 92v, 97r, 97v, 99v, 100r, 100v, 101r, 101v, 103r, 103v, 104r–105v, 125v), Freiräume für Wappen der sieben Kurfürsten (5r, 5v), Wappen der drei Bürgermeister auf Blatt 16v mit schwarzer Feder nachgetragen. Wappenteil nicht enthalten, bzw. nicht ausgeführt.

Zu Text 3 zahlreiche Freiräume für Illustrationen (vgl. Nr. 26A.28.3.). Zu Text 4: 23 Freiräume für Illustrationen jeweils spaltenbreit, in der Höhe etwa ein Drittel des Schriftspiegels (350vb, 351rb, 315va, 352ra, 352va, 353ra, 353rb, 354vb, 355rb, 355vb, 356ra, 356va, 361vb, 363ra, 367rb, 368rab, 369va, 371rb, 371vb, 372vb, 374ra, 374va, 374vb). Zu Text 5: Ein Freiraum zu Beginn des Textes (375ra) in etwa ein Drittel der Schriftspiegelhöhe und Spaltenbreite.

2r: vier Streifen mit je sechs kolorierten Holzschnitten (je 52 × 47 mm) mit Wappen Konstanzer Domherren, 2v: Eingangspsalmen sowie zwei kolorierte Holzschnitte, oben Hl. Conrad, Muttergottes, Hl. Pelagius (90 × 210 mm), darunter Bischofswappen (90 × 70 mm), Bl. 3 ist ein eingeklebter Kupferstich (540 × 345 mm) zur Diözesansynode im Konstanzer Münster 1609: Loci et consessus Patrum Constantiensis Dioceseos qui synodo sub praesidio Illustrissimi ac Revendissimi D.D. Iacobi Die & Apostolicae fedis gratia Episcopi Constantiensis &c. in Cathedrali Urbis Constantiae tendo Anno M.DC.IX Mense octobris celebratae interfuerunt, unter dem Bild (450 × 330 mm) bezeichnet: Constantiae, Ex Officina Nicolai Kalt, Anno M.DC.XI., Monogramm unten rechts: P. S.

Format und Anordnung:

Illustrationen wurden nur für die Konzilschronik und dort lediglich bis Blatt 42r ausgeführt. Bis auf wenige Ausnahmen ganzseitige, ungerahmte Illustrationen; nur eine halbe bis dreiviertel Seite nehmen die Darstellungen 12r, 12v und 16r ein. Mit einfacher Linie gerahmt wurden die Zeichnungen 12v und 16r. Aufgrund der Beschneidung der Seitenränder auch Illustrationen an den Außenrändern beschnitten. Verschiedentlich werden Illustrationen nicht unmittelbar an den entsprechenden Textstellen eingefügt. Einige Male wurden Darstellungen in umfangreichere Bildsequenzen aufgelöst: Die Darstellung zur Heiligsprechung Birgittas von Schweden umfaßt hier drei Seiten ( 27r–28r), sonst nur eine Doppelseite, das gleiche Phänomen ist bei der Kerzenweihe des Papstes (35v–36v), der Verteilung der Kerzen in der Stadt (37r–37v) und dem Umzug des Kaisers mit der goldenen Rose (40v–41v) zu beobachten. Schreiber und Illustratoren dürften daher nicht nach der gleichen Vorlage gearbeitet haben (vgl. Kautzsch [1894] S. 466–468).

Bildaufbau und -ausführung:

Die lockere, fast skizzenhafte Umrißzeichnung mit feiner Feder und schwarze Tinte überläßt die Modellierung der Figuren fast vollständig der auf wenige durchscheinende Farbtöne beschränkten Kolorierung. Bis auf die Angabe einiger Gewandfalten und sehr seltenen Schraffuren in den Faltentälern (z. B. 12v) kaum Binnenzeichnung. Die plastische Ausgestaltung wird weitgehend durch die zeichnerische Handhabung der Kolorierung erreicht, das strichweise Aufbringen der stark verdünnten Farbe, die sichtbare Pinselführung in Kreuzlagen sowie die Aussparung lichter Stellen für Schattierungen. Köpfe und Gesichter gleichfalls durch die sorgfältige Kolorierung und Konturierung mit brauner, stark verdünnter Farbe ausgearbeitet.

Durchweg schlanke, gestreckte Figuren, die die Bildfelder großformatig füllen. Bereits Kautzsch (1894, S. 486–488) unterschied drei Zeichner, 1: 8r–19r und 2: 22r–42r, von einer dritten Hand stammt nur die Illustration 16r, die nachträglich und erst im 16. Jahrhundert entstanden sein dürfte, darauf deuten die gedrungenen Figuren wie auch die Kostüme hin. Die stilistische Einordnung der Illustrationen des ersten Zeichners wird unterschiedlich beurteilt. Bereits die ältere Literatur möchte ihre Entstehung mit der Datierung von 1467 im Kolophon 390v verknüpfen (siehe unter Literatur: Bossert) und den Maler mit Anton(in) Bitzer in Überlingen identifizieren, der sich auf 127r nennt (Preisendanz [1922] und Rott [1933], zuletzt Konrad in: Buchmalerei im Bodenseeraum [1997] S. 293). Fischel (1964, S. 44 ff.) verweist dagegen auf kostümgeschichtliche Aspekte – geschnürte Wämser oder besondere Hutformen, die gegen eine Entstehung der bildlichen Ausstattung vor 1490 sprechen. An den Illustrationen des zweiten Zeichners fallen gleichfalls jüngere Stilelemente auf, etwa Haartracht, fleischigere Gesichter, gefüllte Pupillen, und Gewanddetails, mehrfach gibt er die bekannten Szenen als Ausschnitt oder in Nahaufnahme wieder. Für ihn schlugen Rott und Konrad (wie oben) Martin Walch vor, von dem sich drei Einträge im Manuskript finden, einer von ihnen mit der (unsicheren) Jahreszahl 1503 (355vb, ferner 28r und 371vb).

Bildthemen:

Vergleichende Bildthementabellen bei Kautzsch (1894b) S. 492–495, Wacker (2002) Anhang I, Buck (2004) S. 438–443; Auflistung der dargestellten Themen bei Wacker (2002) S. IV f. – Die Bildfolge wurde nur bis zur Aufstellung der goldenen Rose durch König Sigismund ausgeführt. Für den Rest der Bildserie finden sich vereinzelte, oftmals beschnittene Bildtituli in schwarzer Tinte, so waren 87v–92v für die Bildserie zum Konklave und den Papstweihen, 99v–100r für die Darstellung der griechisch-orthodoxen Messe vorgesehen. Während die Darstellung König Sigismunds bei der Bestimmung des Konzilsortes in Lodi (9r) an Friedrich III. erinnert, erscheint er in den späteren Illustrationen als jugendlicher Kaiser an Porträtdarstellungen Maximilians angenähert (Wacker [2002] S. 251). Die ausgeführten und geplanten Bildthemen verbinden den Zyklus sowohl mit der Handschriftengruppe Konstanz/Wien/St. Petersburg (z. B. der Streit um das Pferd des Papstes 16r, vgl. Nr. 26B.1.3., Nr. 26B.1.8., Nr. 26B.1.5.) als auch mit der Handschriftengruppe Aulendorf/Prag (Auslassung der ersten Konzilssitzung im Münster, Nr. 26B.1.4., Nr. 26B.1.6.), so daß die Handschrift eine Mischform überliefert.

Farben:

Bei den Zeichnungen der ersten Hand dominieren Grün, Rosatöne und Gelb. Bei jenen der zweiten Hand hauptsächlich Blau, Rosatöne und Gelb, durchweg stark verdünnt, sowie gelegentlich Schwarz für Ornamente und Gewandsäume.

Literatur:

Preisendanz (1932) S. 10–12; Längin (1894/1974) S. 100, Nr. 164. – Buck (1887) S. 111–117; Kautzsch (1894b) S. 451 f. 466–468. 486–488; Helmuth Th. Bossert: Die Illustrationen der Richentalhandschrift (E.) aus dem Kloster Ettenheim-Münster. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins NF 25 (1910), S. 697 f.; Karl Preisendanz: Zur Richentalhandschrift E. Zentralblatt für Bibliothekswesen 39 (1922), S. 184–186; Lehmann-Haupt (1929) S. 94; Rott (1933) S. 132 f.; Fischel (1959) S. 322 Anm. 3; Fischel (1964) S. 44–47. 74 f., Farbtaf. V (18v), Abb. 26–29 (41v, 8v, 27r, 28r); Oppitz (1990) Bd. 2, Nr. 742, S. 578–579; Konrad (1997) S. 116–120; Buchmalerei im Bodenseeraum (1997) Kat. Nr. KO 47 (Bernd Konrad), S. 293 f. mit Abb. (Ausschnitte aus 12r, 24r); Buck (1998) S. 78–82, Abb. 4 (12r); Schenk (2000) Abb. 5. 6 (23v–24r, 22v–23r) Wacker (2002) S. 250 f., S. III–V, Abb. 64. 83. 87 (18v, 23v–24r, 9v); Buck (2004) S. 411–443; Konrad (2005) o. S., Kat. Nr. 8 mit Farbabb. (24r, Ausschnitt); Sigismundus (2006) S. 456–457, Kat.-Nr. 5.24 mit Farbabb. (23v–24r); Ehrle/Obhof (2007) S. 30–31, Farbabb. 17 (23v–24r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXIV: 35v/36r. Kerzenweihe des Papstes.

Abb. 190: 18v. Marktszene an den Fleischbänken.

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Taf. XXIV.
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Abb. 190.