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45.5. Sachsen ›Sächsisches Stammbuch‹

Bearbeitet von Peter Schmidt

KdiH-Band 6

Der Beginn genealogischer Forschungen unter den Wettinern wird im Allgemeinen mit dem Namen des Hofhistoriographen Georg Spalatin verbunden. Dessen um 1515–1517 für den Kurfürsten Friedrich den Weisen geschriebene ›Chronik der Sachsen und Thüringer‹ ist nicht zuletzt durch den umfangreichen Bildschmuck aus der Werkstatt Lukas Cranachs d. Ä. bekannt geworden (Nr. 26A.30.1.). Nur als spätes Werk dieses Künstlers hat auch das sogenannte ›Sächsische Stammbuch‹ eine gewisse Aufmerksamkeit gefunden. Doch erweist es sich in seinem älteren Teil als ein vor Spalatin und in der anderen Linie der Wettiner unternommenes Projekt, eine repräsentativ bebilderte Genealogie der Herrscher Sachsens zu erstellen. Nicht nur die Struktur erinnert an die zwei Jahrzehnte vorher am Münchner Hof entstandene Handschrift mit einer umfangreichen Reihe bayerischer Fürstenbildnisse (Nr. 45.2.3.). Mehrere Motivübernahmen belegen die Kenntnis dieser Vorlage und damit die Wirkung dieses innovativen bayerischen Projekts.

Der Grundstock des ›Sächsischen Stammbuchs‹ war um 1500 abgeschlossen. Die letzten Bildnisse aus dieser Phase sind die von Georg dem Bärtigen (1471–1539) und seinem Sohn Wolfgang, der kein Jahr alt wurde (1499–1500). Letzteres erlaubt eine präzise Datierung, da das Porträt seines ebenfalls bald nach seiner Geburt verstorbenen jüngerer Bruders Christoph (* / † 1501) schon vom Maler des Nachtragsprojekts stammt. Georg der Bärtige übernahm im Jahr des Todes seines Sohnes Wolfgang die Regierungsgeschäfte im albertinischen Sachsen vollständig; dieses Ereignis könnte der Anlass für die Erstellung einer Genealogie der albertinischen Wettiner bis zurück zu den sagenhaften Anfängen der sächsischen Herrscher gewesen sein. Auffällig ist das vollständige Fehlen von Mitgliedern der ernestinischen Linie der Wettiner, die sich nach der Leipziger Teilung von 1485 abgespalten hatte. Die zweite Ergänzungsphase dagegen umfasst ab 103v auch die ernestinische Linie ab Friedrich dem Weisen (1463–1525). Das lässt darauf schließen, dass der Band von seinem Auftraggeber Georg dem Bärtigen am Dresdner Hof in den Besitz der Ernestiner kam, für die der für den Bildschmuck des jüngeren Teils verantwortliche Lukas Cranach d. Ä. seit langem arbeitete. Der letzte biographisch genau bestimmbare Eintrag ist das Kinderbildnis Albrechts, Sohn des Herzogs Moritz von Sachsen, 1545 geboren und schon im Jahr darauf verstorben. Nach einer von Christian Schuchardt (Lucas Cranach des Aeltern Leben und Werke. Bd. 1. Leipzig 1851, S. 181 f.) veröffentlichten Quelle stellte Lukas Cranach im Jahr 1546 für Arbeiten in Torgau in Rechnung x fl. vor mein arbeit pin sieben wochen hie gewest vnd die fursten ins puch gemacht xxj fursten vnd freillein. Man zählt in der Handschrift zwar 25 Einzelfiguren, die Cranach zugeschrieben werden können, doch sind mehrere Gruppen unter diesen, was der Grund für eine differierende Zählung sein könnte. Datum und Beschreibung der Arbeit würden sehr gut auf die Vollendung des ›Sächsischen Stammbuchs‹ passen.

In Hinblick auf die ungeklärte Geschichte des Bandes zwischen dem albertinischen und ernestinischen Hof verdient der Hinweis von Meckelnborg/Riecke (2011, S. 192) auf das Testament Georg Spalatins von 1535 Beachtung. Neben den Bänden seiner ›Chronik der Sachsen und Thüringer‹ ist dort ein furstliches stammen buch, mit ganzen bildern vnnd reymmen, schwartz gebunden erwähnt (ebd. abgedruckt und S. 190 abgebildet). Der Einband des ›Sächsischen Stammbuchs‹ trägt das Datum 1532 und weist noch Reste einer schwarzen Einfärbung des geprägten Leders auf. Möglicherweise war die Handschrift in ihrem damaligen Stadium zu den historiographischen Arbeitsmaterialien Spalatins gekommen und nach dessen Tod 1545 an den Kurfürsten Johann Friedrich I., der auf diese Weise und in jenem Jahr auch die dreibändige ›Chronik der Sachsen und Thüringer‹ erhalten hatte (siehe Nr. 26A.30.1., Provenienz). In Richtung Spalatin deutet ein weiteres Detail: Das letzte ungezählte Blatt weist als Wasserzeichen den Ochsenkopf Piccard online 69188 auf. Dessen in der Datenbank genanntes Datum 1500 ist lediglich erschlossen. Die Untersuchungen von Meckelnborg/Riecke (2011, S. 108–110) haben das korrigiert: Dasselbe Wasserzeichen findet sich auf dem jeweils ersten Blatt der Bände von Spalatins Sachsenchronik; diese fliegenden Blätter tragen Wappen aus der Werkstatt Lukas Cranachs und wurden beim Binden um 1516/17 eingefügt. Dieses Papier verwendete Spalatin auch für seine Chronik der römisch-deutschen Kaiser (Weimar, Thüringisches Hauptstaatsarchiv, Ernestinisches Gesamtarchiv, Reg. O 2), die ebenfalls 1516/17 datiert werden kann. All das könnten Hinweise darauf sein, dass die Weiterarbeit an dem um 1500 abgeschlossenen Grundstock und die Vollendung in der heutigen Buchform in der Obhut Georg Spalatins geschah.

Die Handschrift blieb in Sachsen nicht unbekannt. Die gereimten Tituli, die über jedem Bildnis angebracht sind und die jeweilige Person kurz charakterisieren, wurden im Laufe des 16. Jahrhunderts in verschiedenen Medien rezipiert. So fanden sie in den Inschriften der nicht mehr erhaltenen, von Lucas Cranach d. J. Anfang der 1570er Jahre für das Schloss Augustusburg gemalten Porträtreihe sächsischer Fürsten Verwendung; Cyriakus Spangenberg zitiert eine Version bei der Beschreibung einiger Herrscher in seiner 1585 in Frankfurt am Main erschienenen ›Sächsischen Chronica‹ (VD16 S 7636) und verweist dabei darauf, dass Tituli von Bildnissen die Quelle gewesen seien (unter anderem S. 371). Kopiert wurden 46 der Bildnisse in der Bordüre der von Hiob Magdeburg angefertigten Landkarte, die unter dem Titel ›Duringische und Meisnische Landtaffel […]‹ 1566 in Meißen erschien; weitere Rezeptionszeugnisse nennt Lippert (siehe unten: Literatur) S. 74–79.

Editionen:

fehlt.

Literatur zu den Illustrationen:

Woldemar Lippert: Das »Sächsische Stammbuch«, eine Sammlung sächsischer Fürstenbildnisse. Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde 12 (1891), S. 64–85.