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45.3. Kleve Genealogie der Grafen von Kleve

Bearbeitet von Peter Schmidt

KdiH-Band 6

Die Geschichtsschreibung am Hofe der Grafen und seit 1417 Herzöge von Kleve ist eng mit der Konstruktion ihrer Herkunft von dem Schwanenritter Elias verbunden. Erste Zeugnisse historiographischer Bemühungen werden um die Mitte des 15. Jahrhunderts erkennbar. Das ›Anonymi chronicon de Genealogia, successione ac rebus gestis comitum ac postea ducum Clivensium‹, Henrick Nyenhuis zugeschrieben, benutzt die verlorene ›Wisseler Grafenreihe‹, wohl aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die erstmals die Genealogie der Grafen von Kleve auf den Schwanenritter zurückzuführen versucht hatte. Größer angelegt ist die bis zu Herzog Johann I. († 1481) reichende ›Klevische Chronik‹ des als Notar und Sekretär in Diensten des Hofes stehenden Gert van der Schueren, deren als Konzepthandschrift erkennbares Autograph in Hs. 15 des Stadtarchivs Kleve vorliegt.

Die gleiche Zeitspanne – von Ritter Elias bis Johann I. – behandelt knapper und auf die Genealogie des Geschlechts konzentriert die Hs. 17 desselben Archivs (Nr. 45.3.1.). Man hat sie als »heraldisch-genealogische Ergänzung« der Chronik Gerts van der Schueren bezeichnet (150 Jahre Landkreis Kleve, siehe unten Literatur, o. S. [vor S. I], ähnlich Handschriftencensus Rheinland Bd. 1, S. 571). Während es sich bei der erhaltenen Papierhandschrift der letzteren um eine Arbeitsfassung handelt, von der wir nicht wissen, ob ihr je ein repräsentativer Präsentationscodex des Herzog Johann I. von Kleve gewidmeten Textes gefolgt war, vertritt das schmale Heft mit der illustrierten Genealogie vom Ausstattungsaufwand her einen deutlich höheren Anspruch. Die beiden Handschriften gehören weder funktional unmittelbar zusammen noch handelt es sich bei der Genealogie um einen direkten Auszug aus der Chronik.

Dennoch gibt es eine bislang noch nicht erkannte Verbindung zwischen beiden Texten. Die genealogische Handschrift entspricht von der Struktur her zwar weitgehend dem Beginn des Abschnitts der ›Klevischen Chronik‹, in dem van der Schueren nach einer längeren Passage über die Geschichte der Grafen von Altena, Berg und von der Mark die eigentliche Chronik der Grafen bzw. Herzöge von Kleve mit starker genealogischer Orientierung erzählt (Hs. 15, 36r ff.; vgl. Robert Scholten: Clevische Chronik nach der Originalhandschrift des Gert van der Schuren nebst Vorgeschichte und Zusätzen von Turck, einer Genealogie des Clevischen Hauses und drei Schrifttafeln. Cleve 1884, S. 42 ff.). Doch stimmen nur einzelne Sätze und kürzere Passagen im Wortlaut überein; Gerts Text ist detailreicher und wird gegenüber Hs. 17 immer ausführlicher, je näher er dem 15. Jahrhundert kommt. Wesentlich näher steht der Hs. 17 hingegen ein Text mit der Überschrift Dit is dat beghinne ende oersprunck des lants van Cleue ende cronijcken van den edelen princen van Cleue – schon diese ist der Titelrubrik von Hs. 17 sehr ähnlich –, der in einer Inkunabel des Jahres 1480 überliefert ist. Dieser bei Jan Veldener in Utrecht gedruckten niederländischen Übersetzung von Werner Rolevincks ›Fasciculus temporum‹ (GW M38760) sind kürzere anonyme Texte zur Geschichte von Frankreich, England, Brabant, Utrecht, Flandern, Holland, Zeeland, Hennegau, Geldern und Kleve angefügt (194r–327r, dort Kleve 322r–327r, vgl. zu dieser Sammlung Carola Kirschner: Geschichtsschreibung im Rhein-Maas-Raum. In: Van der Masen tot op den Rijn. Ein Handbuch zur Geschichte der mittelalterlichen volkssprachlichen Literatur im Raum von Rhein und Maas. Hrsg. von Helmut Tervooren. Berlin 2006, S. 233–253, hier S. 236, 239–242 mit weiterer Literatur). Über den Urheber dieser stark genealogisch strukturierten Kompilation ist nichts bekannt. Ob er für den Klevischen Teil die Chronik Gerts van der Schueren benutzt hatte (die nach Scholten [1884] S. X frühestens 1478 abgeschlossen war) oder für beide Texte gemeinsame Quellen verarbeitet wurden, wäre noch philologisch zu klären. Auf die Anregung der Inkunabel lässt sich jedenfalls auch die Strukturierung durch Wappen zurückführen. Deren etwas unübersichtliche Anordnung im Druck, die am Layout des ›Fasciculus temporum‹ orientiert ist, wurde in der Handschrift aber neu und klarer organisiert: Dort wird das Klevische Wappen betont, das jeweils dem Wappen der gerade behandelten Person vorangestellt wurde, so dass sich eine regelmäßige Folge von Wappenpaaren ergab; im Druck sind immer Paare aus Wappen und Namensmedaillon gegeben. Der letzte Eintrag ( 9r) in Hs. 17 ist der zu Herzog Johann I., der 1481 starb. Seine Regierungszeit sollte im Codex vermerkt werden – im Unterschied zur Inkunabel, zu deren Entstehungszeit 1480 der Fürst noch lebte, so dass man hier ganz auf die Formel für die Regierungsjahre verzichtete. Im Codex ist das Formular vorhanden, doch blieb der Raum für die Zahlenangabe der Regierungsjahre leer. Das lässt die Vollendung der Handschrift zwischen dem 14. Februar 1480 (Druck) und dem 5. September 1481 (Tod Johanns I.) eingrenzen.

Eine andere Genealogie und Chronik der Grafen von Kleve, die auf eine ähnliche Sammlung von (lateinischem?) Quellenmaterial zurückzugehen scheint, ist in der Handschrift Schloss Anholt, Fürstlich Salm-Salm’sche Bibliothek, Ms. 42, 42r–44r überliefert (siehe Aloys Meister: Niederdeutsche Chroniken aus dem XV. Jahrhundert. Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die alte Erzdiözese Köln 70 [1901], S. 43–63, dort S. 49, und Beschreibung im Handschriftenarchiv, online http://www.bbaw.de/forschung/dtm/HSA/).

Bislang unbeachtet geblieben ist auch der Zusammenhang der in der Inkunabel und Hs. 17 sichtbaren Überlieferung der klevischen Fürstengeschichte mit dem vermutlich im Zuge von Jakob Mennels Forschungen zum Geburtsspiegel Kaiser Maximilians I. nach 1515 angelegten Sammelband Cgm 1218 der Bayerischen Staatsbibliothek. Er enthält chronikalische und genealogische Texte unter anderem zu den Fürstenhäusern von Holland, Flandern, Brabant und Geldern, deren Herkunft noch nicht geklärt ist. Die klevische Genealogie jedoch (101r–117r) ist eine mittelbairische Übertragung des in der Inkunabel von 1480 und der Klevischen Hs. 17 vorliegenden Textes.

Editionen:

fehlt.

Abbildung aller Textseiten und neuhochdeutsche Übersetzung in: 150 Jahre Landkreis Kleve. Beiträge zu der geschichtlichen Entwicklung von Friedrich Gorissen, Franz Matenaar und Herbert Gräf. Hrsg. vom Landkreis Kleve. Kleve 1966, unpaginiert.