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44.3. Zwei pseudo-augustinische ›Reden wider die Juden‹ (anonyme deutsche Versbearbeitung)

Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser

KdiH-Band 6

Zwei aus der Zeit der Kirchenväter stammende, fälschlich Augustinus zugeschriebene Sermones wurden vermutlich im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts zusammen ins Deutsche übersetzt. Es handelt sich um ›De mysterio trinitatis et incarnationis‹, dessen Autor nicht bekannt ist, und um den ›Sermo contra Judaeos, Paganos et Arianos de Symbolo‹ des Quodvultdeus (gest. um 453), aus dem die Kapitel 11–16 zur Vorlage dienten. Der erste Text erläutert die Trinitätslehre und das Geheimnis der Jungfrauengeburt, indem er jüdische Gegenargumente zu entkräften sucht. Der zweite setzt sich in den gegen die Juden gerichteten Kapiteln (11–18) mit deren Verleugnung der Gottessohnschaft Jesu auseinander, indem er die Bezeugungen aus dem Alten und dem Neuen Testament anführt; dieser Text wurde auch als Lesung in der Weihnachtsliturgie verwendet.

Die deutsche Übersetzung, überliefert in drei Handschriften, lehnt sich eng an die Vorlage an, sie behandelt aber beide Texte als zusammengehörig und endet mit den Weissagungen der Sibylle zum Ende der Welt. Sie ist in holperigen vierhebigen Paarreimen abgefasst; der erste Text umfasst 300 Verse, der zweite 632. Rhetorische und verdeutlichende Zusätze verstärken den erbaulichen Charakter, der auf das Heil des Erlösungsgeschehens abhebt; doch ist auch der deutsche Text als lehrhaft-argumentatives Hilfsmittel bei der Disputation mit Juden intendiert. Die Handschriften, für die Illustrierung vorhanden ist oder zumindest vorgesehen war (Berlin), bieten im abschnittsweisen Wechsel die lateinische Vorlage mit der deutschen Versparaphrase. Am Beginn des ersten Textes steht in den beiden Handschriften Berlin, Ms. germ. fol. 1107, und München, Cgm 7364, die eine identische Anlage aufweisen, ein wohl vom deutschen Bearbeiter stammender Prolog; im Wiener Cod. Ser. nov. 89 wurde er durch einen anderen ersetzt. Die beiden erstgenannten Handschriften enthalten als Haupttext die Weltchronik Heinrichs von München (siehe künftig Stoffgruppe 135. Weltchroniken), auf die die beiden ›Reden wider die Juden‹ zusammen mit weiteren fünf Verstexten über Maria als Gottesgebärerin und Fürbitterin folgen; die Illustrierung der ›Reden‹ erfolgt in Form von Autorbildern. In der von Heinrich Aurhaym gestalteten Wiener Handschrift, die Niesner (2005, S. 368) als »Handbuch der Glaubens-, Lebens- und Herrschaftslehre« für Herzog Ernst den Eisernen von Steiermark, Kärnten und Krain bezeichnet, folgen lehrhafte Sprüche der Sieben Weisen; die Illustrierung besteht hier in einem Widmungsbild, das mit Maria auf der Mondsichel auch einen thematischen Bezug herstellt.

Obwohl die lateinischen Vorlagen als sermones bezeichnet werden, weist ihre deutsche Bearbeitung nicht die Merkmale von Predigten auf und steht auch nicht im Kontext von solchen.

Editionen:

fehlt.

Abdruck der beiden Prologe bei Manuela Niesner: »Wer mit Juden well disputiren«. Deutschsprachige Adversus-Judaeos-Literatur des 14. Jahrhunderts. Tübingen 2005 (MTU 128), S. 373 f. und 375.

Lateinische Vorlagen: ›De mysterio trinitatis et incarnationis‹: PL 39, Sp. 2196–2198 [Sermo CCXLV]. – ›Sermo contra Judaeos, Paganos et Arianos de Symbolo‹: PL 42, Sp. 117–1130; Opera Quodvultdeo Carthaginiensi episcopo tributa. Hrsg. von René Braun. Turnhout 1976 (Corpus Christianorum. Series Latina 60), S. 305–334.