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7. Apollonius

Bearbeitet von Gisela Fischer-Heetfeld

KdiH-Band 1

Die Stoffgruppe Apollonius mit insgesamt drei Handschriften und neun Drucken umfaßt in zwei Textgruppen die Fassungen Heinrichs von Neustadt (Nr. 7.1.) und Heinrich Steinhöwels (Nr. 7.2.).

Von den vier Handschriften, in denen sich Heinrichs von Neustadt über 20 000 Verse langer Roman erhalten hat, sind nur die Gothaer (Nr. 7.1.1.) und die eng verwandte Wiener (Nr. 7.1.2.) mit Bildern ausgestattet, aber beide in besonders reichem Maße. (Bilder hatte wahrscheinlich auch das puech von Apolonius der Grafen von Ortenburg, das im alten Bücherverzeichnis von der Mitte des 15. Jahrhunderts genannt ist, s. MBK IV,1 [1977] S. 16). Die Gothaer Handschrift ist die älteste erhaltene: laut Besitzeintrag war sie schon 1420 im Besitz der (im 17. Jahrhundert ausgestorbenen) oberpfälzischen adeligen Familie der Preckendorffer, aus deren Bibliothek noch weitere Handschriften stammen (siehe bei Nr. 7.1.1.). Die Illustrationen wurden erst in den sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts eingefügt, wobei das Bild nicht selten den Rand des Schriftspiegels überdeckte. Neben den gängigen, auswechselbaren Bildtypen des Aventiureromans, wie Zweikampf, Schlacht, Turnier, Meerfahrt, Begrüßung und Abschied, stehen auffallend viele Darstellungen in ganz engem Bezug zum Text, etwa bei der Wort-Bild-Umsetzung der Wunderwesen und Ungeheuer, gegen die Apollonius auf seiner Orientfahrt kämpft. Der Zeichner muß also entweder den Roman gelesen oder sehr genaue Anweisungen bekommen haben. Die jüngere, 1467 fertiggestellte Wiener Handschrift (Nr. 7.1.2.) übernimmt die Illustrationsfolge der Gothaer Handschrift oder einer gemeinsamen – möglicherweise lateinischen oder in eine andere Volkssprache übersetzten – Vorlage Bild für Bild, allerdings fehlen die drei ganzseitigen Darstellungen (zwei Schlachtenbilder und eine vielfigurige Stadtbelagerung), für die auch kein Platz freigelassen ist. In der Wiener Handschrift sind gleichfalls die Illustrationen geraume Zeit nach der Abschrift des Textes eingefügt worden; stilistische Indizien und Details der Tracht und Rüstung weisen in die Zeit um 1480.

Als Inkunabel oder Frühdruck ist Heinrichs von Neustadt ›Apollonius‹ nicht überliefert; im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert scheint der Stoff vom deutschsprachigen Publikum nur in der viel kürzeren Steinhöwelschen Prosaversion rezipiert worden zu sein. Dessen ›Apollonius‹, Steinhöwels literarisches Erstlingswerk als Übersetzer nach den ›Gesta Romanorum‹ und Gottfried von Viterbo, ist 1461 in Ulm entstanden. Unter den drei bisher bekannten Handschriften ist nur eine illustriert: die 1468, also nicht lange nach der Abfassungszeit und noch vor der Drucklegung von Konrad Bollstatter in Augsburg geschriebene Wolfenbütteler Handschrift (Nr. 7.2.1.), die außerdem Steinhöwels ›Griseldis‹, Wyles ›Guiskard und Sigismunda‹ und den ›Ackermann aus Böhmen‹ enthält (siehe Nr. 1.0.5.). Die Illustrationen stammen von einem Zeichner, der zum Umfeld eines immer noch nicht genauer faßbaren Augsburger Werkstattbetriebes gehört, in dem offenbar arbeitsteilig Aufträge vergeben wurden. Verschiedene der Einbände und alte Signaturen weisen auf Beziehungen zum Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra. Eine ganze Reihe deutschsprachiger Bilderhandschriften können dieser Werkstatt zugewiesen werden (siehe unter Nr. 7.2.1.).

1471 wurde das Werk zum erstenmal gedruckt: bei Günther Zainer in Augsburg, jedoch ohne Bilder. Steinhöwel scheint an der Verbreitung seines Frühwerks kein allzu großes Interesse gehabt zu haben, jedenfalls veranlaßte er – anders als bei den ›Berühmten Frauen‹ nach Boccaccio, der ›Griseldis‹ nach Petrarca oder dem ›Äsop‹ – keinen bebilderten Druck aus der ihm nahestehenden Ulmer Offizin Johann Zainers (falls nicht ein Zainer-Druck aus den Jahren zwischen 1473 und 1478, dem Todesjahr Steinhöwels, spurlos verlorengegangen ist). In Augsburg setzt dagegen mit Johann Bämlers Druck von 1476 eine relativ dichte Folge von Nachdrucken ein, die auf Augsburg, Ulm und Straßburg konzentriert waren. Die 34 Holzschnitte des Bämler-Drucks wurden vom sog. Sorgmeister wohl eigens für diesen Druck geschaffen und stehen in keiner Beziehung zu den sechs Federzeichnungen der Wolfenbütteler Bollstatter-Handschrift. Bemerkenswert ist, daß in den untereinander abhängigen Drucken von Schönsperger, Dinckmut und Johannes Zainer d. J. einzelne Szenen illustriert sind (Apollonius’ Begrüßung durch die beiden Alten, seine Krönung durch den Papst [im Holzschnitt ein Bischof]), die im Steinhöwelschen Text keine Entsprechung haben, also aus der Bilderfolge einer anderen Version des Stoffes stammen müssen. Das beleuchtet einmal mehr die eklektische Arbeitsweise der frühen Holzschneider.

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