KdiH

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87.2.2. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 244

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1445.

Lokalisierung:

Mittelrhein.

Ausführliche Beschreibung der Handschrift siehe Nr. 11.4.5. Zum Losbuch siehe Nr. 80.6.1.

Inhalt:
1r–6r Planetenlehre, deutsch
1r Intervalltafel zur Festlegung des Abstands zwischen Weihnachten und Ostern; 1v Mondtafel
1. 10v–44v Kalender
10v Mondkalender; 11r–22v Kalender (Diözese Mainz), immer auf der Rectoseite: Kalender mit Angaben zu goldener Zahl, goldenem Buchstaben, Mondlauf, Sonntagsbuchstaben, der zeichen buchstab (die verschiedenen Buchstaben sind wohl wichtig für den Losbuchteil), Festtagen sowie immer auf der Versoseite: Monatsregeln; 23r–44v Tabellen (z. B. Sonnenlauf) und Erklärungen zum Kalender
2.–5. 45r–158v Astronomisch-astrologische Texte
6. 160r–166r Vom Einfluss der Geburtsmonate auf die Natur des Menschen
März–Februar
7. 174r–191r Von den sieben Planeten und ihren Kindern
8. 217r–284v Losbuch und Geomantie
9. 285r–306v Verschiedene Rezepte, darunter das sog. ›Rheinfränkische Kochbuch‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 307 Blätter, 370 × 260–270 mm, Textura, verschiedene Schreiber, einspaltig, 18–26 Zeilen, rote und goldene Initialen, abwechselnd rote und blaue KL-Ligaturen (auf 15r noch Reste von Gold auf dem KL).

Schreibsprache:

rheinfränkisch.

II. Bildausstattung:

158 kolorierte Federzeichnungen, drei Zeichner.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Die Kalenderseiten (11v–22v) wurden mit Bleistift stets gleich eingeteilt: In etwa gleich großen Medaillons sind auf jeder Versoseite oben die Tierkreiszeichen und unten die Monatsarbeiten dargestellt. Rechts neben den Abbildungen sind die Monatsregeln eingefügt. Die Medaillons sind gerahmt, die Tierkreiszeichen weisen einen etwas dickeren und bunten Rahmen mit Blumenornamenten auf, die Monatsarbeiten eine einfache, einfarbige Rahmung. Die Tierkreiszeichen erinnern an ihre Sternbilder, auf ihnen wurden Sterne mit goldener Farbe aufgetragen. Ein kleiner Grünstreifen, der nur wenig in die Tiefe geht, bildet die Basis für die Figuren, die die Monatsarbeiten verrichten. Im Gegensatz zu der kräftigen Farbigkeit der Tierkreiszeichen oder auch der Planetendarstellungen (89v–93v) wirken die Illustrationen der Monatsarbeiten blasser und von rascher Hand aquarelliert. Die Tierkreiszeichen sind von Zeichner 1, die Monatsarbeiten von Zeichner 2, der noch einmal (160v) im ansonsten von Zeichner 1 illustrierten Teil 6 festzustellen ist.

Die Texte im Kalenderteil und in Teil 6 ergänzen sich: Werden im Kalenderteil noch Gesundheitsregeln wiedergegeben, wird in Teil 6 das Aussehen der Monatskinder beschrieben, was ebenso von medizinischem Interesse ist. Statt allerdings das Erscheinungsbild oder die Charaktereigenschaften zu illustrieren, werden erneut die zwölf Monatsarbeiten abgebildet. Die Darstellungen nehmen ein Drittel der Seite ein, sind meist mittig platziert und ungerahmt (Ausnahmen: 160r, 161r und 165r zeigen die charakteristische Rahmung von Zeichner 1). Obwohl die Monatsarbeiten von zwei unterschiedlichen Händen stammen, haben sich die Zeichner an der Komposition des anderen orientiert. Auch die Schreiber überkreuzen sich in den beiden Abschnitten: Der Kalenderteil stammt von Schreiber 1, Teil 6 von Schreiber 2 (ab 93r wechselt die Schreiberhand), dessen Hand auch auf 15v zu finden ist.

Die Monatsarbeiten der beiden Teile stimmen überein: Januar: Mann und Frau beim Speisen (11v, 165r); Februar: Wärmen am Feuer (12v, 165v); März: Reben bearbeiten (13v, 160r); April: Blumen pflücken (14v, 160v: Dame reicht einem nackten Kind eine Blume; die Darstellung soll eventuell an Amor und Venus erinnern, die den April regiert); Mai: Holz schlagen (15v, 161r); Juni: Heuernte (16v, 161v); Juli: Kornernte (17v, 162r); August: Dreschen (18v, 162v); September: Aussaat (19v, 163r); Oktober: Weinlese (20v, 163v); November: Schweinemast (21v, 164r); Dezember: Schlachten (22v, 164v).

Die sich überkreuzenden und gegenseitig ergänzenden Maler- und Schreiberhände weisen auf einen Austausch in einer Werkstatt zur Zusammenstellung der umfangreichen Sammelhandschrift hin. Verschiedene Leerstellen (23v–24r, 45v) belegen zudem, dass die Arbeit an dem Buch nie ganz fertiggestellt wurde. Die Handschrift ist mit dem sog. Passauer Kalender vergleichbar (Mueller [2009] S. 129; Nr. 11.4.25. und Nr. 87.2.10.).

Farben:

siehe Nr. 80.6.1.

Literatur:

siehe Nr. 80.6.1. Ferner: Blume/Haffner/Metzger (2016) Bd. II.II, S. 773–781 (Nr. 123).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 67: 11v. Wassermann, Speisen.

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Abb. 67.