KdiH

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80.10.1. Frankfurt a. M., Universitätsbibliothek, Ms. Praed. 91

Bearbeitet von Franziska Stephan

KdiH-Band 8

Frühere Rückensignatur auf dem Spiegel des Vorderdeckels Ms. germ. N.S. (Neuer Schrank), in der älteren Literatur fehlerhaft als No. 5 gelesen (Hinweis von Powitz [1968] S. 212).

Datierung:

4. Viertel 15. Jahrhundert – 1. Viertel 16. Jahrhundert (nach Powitz [1968]: I: 1r–36v 1505–1520, vermutlich um 1515; II [Losbuch]: 37r–68v, ca. 1475–1480; III: 69r–129v, 1477–1498, 69r Ano domini millesimo quadringentesimo Septuagesimo Septimo fundauit dem prophetenn).

Lokalisierung:

Südliches Mittelrheingebiet.

Besitzgeschichte:

Ein Schreibervermerk zu einer Firmung in Handschuhsheim (heute Heidelberg) im Jahr 1515 verortet die Handschrift im südlichen Mittelrheingebiet (1v Anno domini xvc vnd xv ist zu hentschußhem eyn wyhong gescheen, daselbst ist myn tochter katharina gefirmp[t] und die hallerin yr firmgoed worden Und her Jacob Hagen hat derzit Bernhart mym son das firmtuch vmbgestrickt.). Die Handschrift stammt aus dem Dominikanerkloster Frankfurt am Main. Der Besitzvermerk No. 1561 C.fr.O.P. (1r) verweist auf die Katalogisierung des Bestandes mit fortlaufender Nummer und Besitzinitialen durch den Klosterbibliothekar Franciscus Jacquin (1707–1776), der den Bestand der Klosterbibliothek Mitte des 18. Jahrhunderts erfasste (Ms. Praed. 1–82, 89–186 = Jacquin Nr. 21–1514, 1519–4922; Powitz [1968] S. XXVII, Anm. 30). Die Handschrift kam vermutlich im Jahr 1822 in die Frankfurter Stadtbibliothek (Powitz [1968] S. XIf.).

Inhalt: Sammelhandschrift mit literarischen, mantischen und wissenschaftlichen Texten auf deutsch:
1. 2r–19v ›Maria Aegyptiaca‹, rheinfränkische Verslegende
2. 20r–36r Barthel Regenbogen (?), ›Veronika II‹
3. 37r–62r Losbuch der Beginen und Begarden, fragmentarisch
37r Federproben mit dem Anfang der Lossprüche unter Bruder Gordian (43v); 37v zwei fragmentarische Losräder; 38v Prolog; 39r zwölf nummerierte, zweizeilige Reimsprüche auf Himmelsrichtungen und Tierkreiszeichen; 39v–40r zwölf Medaillons mit Umschriften, darin die Namen der zwölf Tierkreiszeichen, die Umschriften verweisen auf Schwestern; 40v–43r zwölf Medaillons mit Umschriften, darin die Namen von zwölf Schwestern, die Umschriften verweisen auf Brüder; 43v–62r zwölf Losrichter in Gestalt von Brüdern, jeder mit 13 abgesetzten Strophen zu je vier Versen, die erste Strophe leitet die nachfolgenden zwölf Lossprüche ein
4. 64r–68r Zodiakalmondbuch
5. 69r–129v ›Sieben weise Meister‹ (Prosafassung b; siehe Stoffgruppe Nr. 119.)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier + ein Pergamentdoppelblatt (38, 57), II + 129 + II Blätter, 225 × 170 mm, Kursive und Bastarda, zwei Hände (I: 1v–36r, II: 38v–129r), einspaltig, ca. 24–34 Zeilen (24 Zeilen im Losbuch), abgesetzte Verse, nur im Losbuch mit Rubrizierung; Anfang des Losbuchs und 69r verschmutzt und abgegriffen.

Schreibsprache:

rheinfränkisch.

II. Bildausstattung:

Zwei Losräder (37v), 26 Medaillons mit Umschriften (39v–43r) und zwölf Leerräume im Text (43v–62r), Illustrationen nicht ausgeführt.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Basierend auf dem Textlayout und den Beischriften sowie dem Vergleich mit den anderen Textzeugen des Losbuchs, lassen sich Vermutungen über die geplante Ausstattung der einzelnen Verweisetappen anstellen. 37v Losräder: zwei übereinandergestellte Scheiben mit kleinen Löchern in der Mitte (Zeiger fehlen), geteilt in zwölf Segmente, in arbiträrer Reihenfolge von I bis XII nummeriert. Es handelt sich um Teile des Losmechanismus, der laut Prolog aus Drehscheiben mit Engelszeiger bestand (38v Were nu wissen wolle hie by was yme des beschert sy der soll das bilde des engels wenden…; ein solcher Zeiger findet sich z. B. auch im Losbuch [gereimt] II, siehe Nr. 80.8.). 39v–40r Tierkreiszeichen: zwölf Medaillons, sechs pro Seite, in zwei Reihen jeweils drei übereinandergestellt, darin Notiz des geplanten Tierkreiszeichens. 40v–43v Schwestern: zwölf Medaillons für Begynnen (38v), zwei pro Seite, übereinandergestellt, darin in roter Tinte die Namen: 40v Fyhe, Deműt; 41r Magdalen, Metzgin; 41v Lyse, Byngel; 42r Kongut, Cristyn; 42v Anna, Ysendrut; 43r Hillegart, Hille. 43v–62r Brüder (Losrichter): zwölf Leerstellen im Text, alternierend auf der recto- oder verso-Seite, ca. drei Viertel der Seite hoch, vermutlich für die Darstellung der Bekartten (38v). Diese sind durch den Seitentitel in roter Tinte namentlich bezeichnet als: 43v Bruder Gordiann, 45r Bruder Eckbrecht, 46v Bruder Ronckart, 48r Bruder Trudelmann, 49v Bruder Eychenstiell, 51r Bruder Lodemann, 52v Bruder Gerhart, 54r Bruder Ecker, 55v Bruder Rudolff, 58r Bruder Treyeras, 59v Bruder Ebenndynne, 61r Bruder Lemme. Die Darstellungen der Schwestern und Brüder waren vermutlich als Brustbilder, ganze Steh- oder Sitzfiguren geplant. Wie bei den anderen Textzeugen des Losbuchs sollten beide Figurenreihen wohl mit verschiedenen Attributen ausgestattet werden, darunter Rosenkränze, Gehstöcke, Schleier, Musikinstrumente und Handarbeitsgeräte.

Literatur:

Powitz (1968) S. 211–214. – Bolte (1903) S. 326–329 (T); Palmer/Speckenbach (1990) S. 181 (D II 6b); Jurchen (2014) Sp. 242 (C.b.6b); Heiles (2018) Nr. 48.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus