KdiH

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51.18.1. Berlin, Staatliche Museen – Preußischer Kulturbesitz, Kupferstichkabinett, Cod. 78 A 14 (Hs. 124)

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 6

Datierung:

1466.

Lokalisierung:

Augsburg.

Besitzgeschichte:

Geschrieben im reformierten Augsburger Dominikanerinnenkloster St. Katharina von Elisabeth Wahraus. Vgl. auch den Besitzvermerk 1r unten: das búch gehordt in das búchampt (ca. 17. Jahrhundert). – 72r unten Namenseintrag: vnnd ich hanns Biller de Schieneck.

Inhalt:
1. 1r–109vb Leben der heiligen Katharina von Siena nach Raimund von Capua: ›Ein geistlicher Rosengarten‹

Williams-krapp (1989) Sp. 984 (deutsche Fassung I)

88 Kapitel Es waz ain man in der statt senensis (korr. zu senis) …

2. 111ra–vb Johannes von Indersdorf, Von dreierlei Wesen der Menschen

fragmentarisch

3. 112ra–120va Leben der heiligen Margaretha von Ungarn

Williams-Krapp (1986): Margaretha von Ungarn (1)

112ra Vorrede Zu lob vnd er vnsers herrn Jhesu Christi dem mit got dem vatter…

112rb–120va Vita Dise haillige Jungfraw sant margrett ist gewesen …

4. 120vb–125vb Vom Königssohn von Frankreich
5. 125vb–127va ›Die Wette um Wahrheit oder Lüge‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 127 Blätter (jeweils ein fehlendes Blatt nach Blatt 15 und 16, mit Textverlust; 110r–v unbeschrieben), 318 × 212 mm, zweispaltig, 34–37 Zeilen, ab 120vb 41–43 Zeilen, eine Schreiberin (109vb: finitus est liber iste in die kattedra sancti pettri per manus sororis elisabeth warrüssin professe in cenobio sancte katherina ordinis predicatorum … 1466): Elisabeth Warüssin (Wahraus), zwischen 1462 und 1487 mehrfach Priorin des Dominikanerinnenklosters in Augsburg, wiederholt als Schreiberin bezeugt (München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 480, Cgm 5234, Augsburg, Universitätsbibliothek, III.1.8°3, III.1.8°6). Text 1 rubriziert: rote Überschriften, Lombarden, Unterstreichungen (Namen), Strichel, zahlreiche Korrekturen im Text und am Rand; ab Text 2 nicht mehr rubriziert (bis auf Titelschrift 120v). Die Handschrift ist besonders im vorderen Bereich defekt und vielfach repariert (Ränder angestückelt u. a.)

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

42 von ursprünglich 43 kolorierten Federzeichnungen: 1v, 2v, 3r, 4r, 6r, 8r, 9v, 12r, 13r, 15r, 18v (zwischen 15r und 18v eine Zeichnung verloren), 19r, 20r, 21v, 23r, 23v, 25v, 28r, 32v, 34r, 35v, 37v, 39r, 41r, 43v, 48v, 51v, 55r, 58r, 62r, 65r, 68r, 74v, 77r, 78r, 80v, 81r, 86r, 88v, 93r, 96r, 100v; eine Hand.

Format und Anordnung:

1v ganzseitig, alle übrigen Zeichnungen ca. 95–115 × 150 mm, in doppelter Linie eingefasst, zwischen dem Text, und zwar über die gesamte Breite der zweispaltig beschriebenen Seiten, der Bezugsstelle im Text vorausgehend. Die später eingefügten Kapitelüberschriften fungieren nur gelegentlich auch als Bildbeischriften. Arabisch durchnummeriert.

Bildaufbau und -ausführung:

Nach Lehmann-Haupt steht die Bilderfolge unter den Augsburger Arbeiten der 60er Jahre vereinzelt da. Sie nimmt jedoch vor allem in der Personenzeichnung vieles vorweg, was in Augsburger Zeichnungen der siebziger und achtziger Jahre anzutreffen ist. Charakteristisch das sehr Skizzenhafte und dennoch souverän Wirkende der Zeichnung, als habe ein professioneller Künstler hier schnell eine Reihe von Zeichnungen hingeworfen. Unruhige, doch in ihrer Wirkung sichere und ausdrucksfähige Strichführung, mit vielen Schraffen, Häkchen und Kritzeln. Figuren gut proportioniert, die volle Bildhöhe einnehmend, in weiten Gewändern, die oft in abknickenden Falten am Boden aufliegen; für die Physiognomien kennzeichnend die geraden, spitzen Nasen, die starren Augen mit leerem Blick, die Strichmünder. Vor allem Innenräume sind bühnenartig entwickelt, Räume werden oft knapp über den Köpfen von Rahmen überschnitten, so dass die schmalen hohen Fenster und Türen immer nur in ihren unteren Teilen sichtbar werden. In freier Landschaft platziert stehen Akteure vielfach in sehr offener Szenerie, allenfalls mit lückenfüllenden Einzelbäumen im Mittelgrund bestückt. Gebäude wie Möbel oft mit dem Lineal gezeichnet, schematisch schräg wie ins Bild hineingeschoben. Modelliert und schattiert wird durch parallel, seltener kreuzweise angebrachte Schraffen, unterstützt durch Pinsellavierung in hellen und bunten Farben. – Die als Titelbild fungierende ganzseitige Darstellung Katharinas auf Blatt 1v in weißem Habit mit Skapulier, schwarzem Mantel, weißem Brust- und Kopfschleier, rot gebundenes Buch in der rechten, Herz mit grünem Kreuz in der linken Hand, zu ihren Füßen unter einem Spruchband (Katharina de senis optima ora pro me …) Dominikanerin in weißem Habit, schwarzem Mantel und schwarz-über-weißem Schleier, ist viel sorgfältiger gezeichnet und koloriert als die übrigen Zeichnungen, aber wohl von derselben Hand. Die doppelte Einfassung hier an allen Seiten umgeben von zwei miteinander verschlunge-nen stilisierten Ästen, blauem Spiralfleuronnée und Vierpassblümchen in den Ecken.

Bildthemen:

(Bildthemenverzeichnis Wescher S. 211): Szenen aus dem Leben Katharinas von ihrer Geburt bis zu ihrem Tod, keine Illustrationen zu den Wunderzeichen und Mirakeln. Die Darstellungen Katharinas und weiterer Akteure greifen vielfach Bildstereotypen dialogischer Redesituationen auf. Die Bilder weisen eher pauschal auf den Text hin, als dass sie ihn mit Details konkretisieren. Auch wo ein Bildthema ausnahmsweise über den Wortlaut des Textes hinausgreift, nimmt es nur ein verbreitetes Muster auf, so die Darstellung der Stigmatisierung Katharinas ( 39r), die engstens der Franziskus-Ikonographie folgt (der Gekreuzigte mit Seraphsflügeln). Merkwürdig sind die hebräischen(?) Schriftzeichen in einigen Zeichnungen (78r, 88v, 93r).

Die Berliner Handschrift war in Text und Bild die unmittelbare Vorlage für den Druck Hans Otmars von 1515 (siehe unten Nr. 51.18.a.). Der Text wurde für den Druck durchkorrigiert (auch Rechtschreibung, Klein-/Großschreibung), nachträglich sind in die Handschrift zur Druckvorbereitung wohl auch Virgeln und Caputzeichen (Zeichensetzung) eingeführt worden.

Farben:

vorwiegend Grün (leicht olivfarbig), Braunviolett, Blau, Grau, Grauschwarz, gelegentlich Braun, selten Rot, mattes Gelb (Rahmenfüllung, Haare), Gold (oxidiert, Nimben).

Literatur:

Wescher (1931) S.211. – Lehmann-Haupt (1929) S. 100–102. 187, Abb. 46 (96r); Leo Juhnke: Bausteine zur Geschichte des Dominikanerinnenklosters St. Katharina in Augsburg mit Berücksichtigung von Patriziat, Reform und Geistesleben. In: Oberrealschule Augsburg. Bericht über das 125. Schuljahr 1957/58. Augsburg 1958, S. 60–109, hier S. 84 f. u. Anm. 71, Abb. S. 60 (1v). S. 83 (2v, 4r, 15r). S. 84 (20r, 28r, 39r); Jungmayr (1992) S. 237. 239; Hamburger (1998) S.460–464, Abb. 9.19 (28r); Williams-Krapp (1998) S. 160; Jungmayr (2004a) S. lxx. lxxvi; Jungmayr (2005).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 51.52: 78r. Leben der heiligen Katharina von Siena: Brotwunder mit Beistand der heiligen Maria.

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Abb. 51.52.