KdiH

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51.15.4a. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2800; Albertina, Graphische Sammlung, DG 1930/161; DG 1930/69

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

Ergänzung zum gedruckten KdiH

Datierung:

1410 (134v)/ca. 1435.

Lokalisierung:

Wien.

Besitzgeschichte:

Vermutlich im Büßerinnenhaus St. Hieronymus in Wien entstanden (Roland, siehe unten: Literatur, [2012] S. 144, [2013] S. 163f.). Später Eigentum des Augustiner-Chorherrenstifts S. Dorothea, Wien (dessen Signatur [18. Jahrhundert] auf dem Rücken: H. IV. N:14), vgl. auch Wien, Cod. 2875 (Nr. 51.15.5.); nach der Aufhebung 1786 in der Wiener Hofbibliothek (Altsignatur Rec. 3045).

Inhalt:
1. 1ra–134vb Leben des heiligen Hieronymus, deutsch von Johann von Neumarkt
2. 136ra-b Verzeichnis über den Textbestand des ›Prophetenauszugs‹, mit Ergänzungen
Abdruck Roland (2013, siehe unten: Literatur) S. 173
3. 136va–137rb Initien, die Leseordnung der Sonntagsmessen durch das Jahr betreffend
4. 138va–143rb Predigtentwürfe zum Fest des heiligen Bartholomäus und zum 13. Sonntage im Jahreskreis
5. 143v–147v Schondoch, ›Die Königin von Frankreich‹
6. 148r–153v Thomas Peuntner, ›Die Kunst des heilsamen Sterbens‹
7. 153v–156r Thomas Peuntner, ›Auslegung des Ave Maria‹
8. 174r Namensliste zum Totengedenken
Abdruck Roland (wie oben) S. 174
9. 174v Fürbitten
Abdruck Roland (wie oben) S. 17f.
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 175 Blätter (gezählt 1–174, dazu ein ungezähltes Blatt nach 22: 22*; unbeschrieben 135r–v, 137v–138r, 156v–173v), 300 × 215–220 mm, Bastarda, drei Schreiber, I (mit Datierung 134v): 1r–134v, zweispaltig, 27–30 Zeilen, rote Strichel und Lombarden über zwei bis drei Zeilen, 1r Lombarde über fünf Zeilen mit später nachgetragenem Rankendekor, 136r–137v, zweispaltig, 33–36 Zeilen; II: 138v–143r, 174r–v, zweispaltig, 32–38 Zeilen, III: 148r–156r, 40–44 Zeilen, einspaltig, rote Überschriften, Kapitellombarden nicht ausgeführt.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch (Text 1 mit ostmitteldeutschen Merkmalen).

II. Bildausstattung:

Vorder- und rückwärtiger Spiegel waren ursprünglich mit handkolorierten Einblattholzschnitten beklebt, die 1920 abgelöst und in die Kupferstichsammlung der Wiener Hofbibliothek, 1930 in die Albertina gelangten. Vorderspiegel: Hieronymus und der Löwe, ca. 273 ×194 mm (Wien, Albertina, DG 1930/161; Schreiber 3, Nr. 1536), Hieronymus fast frontal sitzend, mit Messer in seiner Linken, zu seiner Rechten der Löwe mit erhobener Pfote, vor Felslandschaft, mit Bäumen bewachsen, rechts Schreibpult mit Öllampe (seitenvertauschte Variante: Schreiber 3, Nr. 1535). Rückwärtiger Spiegel: Heilige Familie, 282 × 211-215 mm (Wien, Albertina DG 1930/69; Schreiber 1, Nr. 637), Maria lactans mit Joseph als Nährvater, über ihm Halbfigur eines adorierenden Engels. Als Eingangs- und Schlussbilder des Codex wurden die beiden Schnitte durch eine lasierende Kolorierung in wenigen flächig aufgetragenen Farben, insbesondere in der deckend schwarzen Ausfüllung des Hintergrunds einander angeglichen. Sie stehen ferner in thematisch engen Bezug zum vermutlichen Herkunftsort der Handschrift.

Beide Schnitte werden seit langem als stilistisch übereinstimmend betrachtet; ihre Entstehung wird in jüngster Zeit (Field, Roland) trotz deutlicher böhmischer Einflüsse in Österreich lokalisiert. Das Papier des Holzschnitts der Heiligen Familie hat vermutlich ein Wasserzeichen, das auch im zweiten Teil der Handschrift vorkommt (trotz unterschiedlicher Identifizierungen Field und Roland), demnach stünde der Abdruck der Holzschnitte in engstem Zusammenhang mit der Entstehung der Handschrift selbst: Roland stellt Indizien dafür zusammen, dass das rückwärtige Spiegelblatt Schlussblatt der letzten Lage und zum Zeitpunkt des Einbindens bereits mit dem Bild der Heiligen Familie bedruckt gewesen sein muss. Dies könnte schon kurz nach Fertigstellung des datierten ersten Teils (1410) geschehen sein, bevor in den zunächst unbeschrifteten Schlussfaszikel später weitere Texte eingetragen worden wären. Die Holzschnitte wären dann ebenfalls um 1410 zu datieren, somit sehr frühe Zeugnisse der Holzschneidekunst in Wien.

Farben:

Schwarz, Rot, Olivgrün, Hellbraun, Blau, Grau.

Literatur:

Franz Martin Haberditzl: Die Einblattdrucke des XV. Jahrhunderts in der Kupferstichsammlung der Hofbibliothek zu Wien. 2 Bde. Wien 1920, Bd. 1, S. 9, Nr. 41, Taf. XVII (Albertina DG 1930/69), S. 22, Nr. 135, Taf. LXXXIV (Albertina DG 1930/161); Menhardt 1 (1960) S. 310–312; Unterkircher 1 (1971) Textbd. S. 38f., Tafelbd. Abb. 75, S. 60 (Textseite 134v); . – Hans Körner: Der früheste deutsche Einblattholzschnitt. Mittenwald 1979, S. 131f., Abb. 52 (Albertina DG 1930/69), 53 (Albertina, DG 1930/161); Die Anfänge der europäischen Druckgraphik. Holzschnitte des 15. Jahrhunderts und ihr Gebrauch. Katalog zur Ausstellung in Washington September–November 2005 und Nürnberg Dezember 2005–März 2006. Nürnberg 2005, S. 133–140, Kat. Nr. 29 und 30 (R. S. Field); MeSCH V (2012) Textbd. S. 141–150, Nr. 16 (Martin Roland), Tafelbd. Farbabb. 22 (Albertina DG 1930/69), SW-Abb. 180 (1r), 181 (Albertina DG 1930/161, Detail, vor Restaurierung), 182 (Albertina DG 1930/161); Martin Roland: Ein rätselhaftes ›Inhaltsverzeichnis‹. Das Büßerinnenhaus St. Hieronymus in Wien und der frühe Einblattholzschnitt. In: Grundlagen. Forschungen, Editionen und Materialien zur deutschen Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Hrsg. von Rudolf Benzinger, Ulrich-Dieter Oppitz und Jürgen Wolf. Stuttgart 2013 (ZfdA Beiheft 18), S. 161–179, Abb. 1 (Albertina DG 1930/16), 2 (136r), 3 (174v), 4 (Albertina DG 1930); Eichenberger (2015) S. 335–338.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus