KdiH

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36.0.6. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 78.5 Aug. 2º

Bearbeitet von Jeffrey F. Hamburger

KdiH-Band 4/1

Datierung:

1473 (322r).

Lokalisierung:

Augsburg.

Besitzgeschichte:

Auftraggeber, Erstbesitzer und Herkunft unbekannt (Kuhlmann [1987] S. 75), vermutlich im Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra entstanden (Blumrich [1994] S. 190).

Inhalt:
1. 1r–4r Register (nicht vollständig)
2. 5r–267r Heinrich Seuse ›Exemplar‹

5r–6v Prolog, 7r–122v ›Vita‹, 123r–205v ›Büchlein der ewigen Weisheit‹, 206r–228v ›Büchlein der Wahrheit‹, 228v–251r ›Briefbüchlein‹, 251v–257v ›Zusätze zum Briefbüchlein‹, 257v–267r ›Bruderschaft der ewigen Weisheit‹

3. 267r–322r ›Neunfelsenbuch‹ (Kurzfassung)
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier (Wasserzeichen aufgelistet bei Kuhlmann [1987] S. 74: nachweisbar im Raum Augsburg zwischen 1470 und 1482), 323 Blätter (mit Vorsatzblatt), moderne Foliierung (mit Wiederholung von 322), 282 × 195 (200 × 130) mm (beschnitten). Lagenformel (mit Lagenzählung): 1 XII12 (1 = Vorsatzblatt, 2 leer und beschnitten), 7 XII95, 8 XII95, 1 VIII106 + 3 (96: Textseite, zwischen den Bildseiten 95r–v, 98: Textseite, Blattabschnitt an 97v geklebt, 105: Blattabschnitt an 106r geklebt), 13 XII260 (151 wiederholt), 1 XII273 + 1 (268, mit leerer Rectoseite und Bild auf der Versoseite, Schnittrand zwischen 265–266), 1 XII285, 1 XII + 1 (290: Rectoseite leer, Versoseite mit Bild, Blattabschnitt zwischen 294–295), 2 XII322. Gepflegte Bastarda, drei Hände (I: 1r–141v, II: 142r–152v, III: 153r–322v, Inschriften zum Teil von anderen Händen), einspaltig, 29–35 Zeilen, Rubrizierung, rote Lombarden, Caputzeichen, Unterstreichungen und Strichelung. Eine elfzeilige Initiale, blau und Blattgold, innerhalb eines Rahmens in Rot und Grün, mit Akanthus im Rand (123r); eine zehnzeilige Blattgoldinitiale mit Fleuronnée (157r), zwei vierzeilige Blattgoldinitialen (206r, 228v), eine siebenzeilige Blattgoldinitiale (228v) und drei fünf- bis achtzeilige Fleuronnée-Initialen, rot oder blau (7r, 97r, 252r).

Schreibsprache:

bairisch (Bihlmeyer [1907] S. *6), bairisch mit alemannischen Elementen unter Einfluß des Schwäbischen, typisch für die Stadt und die Umgebung von Augsburg (Kuhlmann [1987] S. 76–77).

II. Bildausstattung:

Fünfzehn kolorierte Federzeichnungen zu Text 2 (4v, 14r, 31v, 39r, 39v, 61v, 62r, 80v, 88r, 93r, 95r, 95v, 97r, 122v, 157v), zwei weitere Illustrationen zu Text 3 (268v, 290v) [siehe Nr. 93.2.1.].

Format und Anordnung:

Neun ganzseitige Zeichnungen (4v, 14r, 62r, 80v, 88r, 93r, 95r, 95v, 97r), mit einer Ausnahme ohne Rahmung (97r hellbraun und rot gerahmt), die übrigen Illustrationen stehen entweder über dem Text [39v (19 Zeilen mit Rubrik), 157v (12 Zeilen mit Rubrik)] oder darunter [31v (13 Zeilen mit Rubrik), 39r (7 Zeilen mit Rubrik), 61v (4 Zeilen), 122v (11 Zeilen mit Rubrik)]. Nur zehn Zeichnungen (4v, 39v, 62r, 80v, 88r, 93r, 95r, 95v, 97r, 122v) enthalten rote Inschriften, mit einer Ausnahme (39v) in kolorierten Banderolen; die anderen (14r, 31v, 39r, 61v, 157v) sind ohne Inschriften oder unvollständig beschriftet.

Bildaufbau und -ausführung:

Der Bildzyklus ist umfangreicher als in jedem anderen der noch vorhandenen Manuskripte; er nimmt die Bilder der frühen Drucke vorweg, die vielfach dieselben Änderungen enthalten. Bilder, die in der Straßburger Handschrift aus zwei Registern bestehen (Bihlmeyer Nr. 4, 8/9, 12), werden hier als je unabhängige Illustrationen präsentiert. Überdies ist der obere Teil von Bihlmeyer Nr. 12 (62r) an einen Ort »zurückversetzt«, der nach dem Text, auf dem das Bild basiert, logischer erscheint, nämlich an das Ende von Kapitel 34 (Bihlmeyer S. 102,18–26): Dú selbe heiligú tohter seit ime, daz si eins males heti gesehen in dem geiste einen schoͤnen rosbom wol gezieret mit roten rosen, und uf dem rosbome erschein das kindli JESUS mit einem roten rosenschapelin. Under dem rosbom sah si sizzen den diener, etc. Außerdem ist ein zusätzliches Bild (61v) von Anna in der Burg (vgl. Bihlmeyer S. 102,2: Dez selben glich etwas beschah do och einer goͤtlichen person, dú waz ein edlú jungfrow uf einer burg und hiess Anna, etc.) unmittelbar vor demjenigen des dieners unter dem rosbom eingefügt. Insgesamt bewirken diese Änderungen, daß der Bilderzyklus seines Charakters als selbständiger Kommentar und Ergänzung des Textes beraubt wird und stattdessen als durchlaufende Bilderserie der chronologischen Abfolge, die vom Text der ›Vita‹ vorgegeben wird, unterworfen ist. Details der Anordnung bestätigen diese Priorität des Textes vor den Bildern. So wird z. B. die Illustration auf 122v (Bihlmeyer Nr. 12, das komplexeste Bild des ganzen Zyklus) auf etwa ein halbes Blatt unter dem Bildtitel zusammengedrängt; auf 88r wird HERZENTRAUT aus dem Text entfernt und ein Spruchband gesetzt; auf 90r wird Ihesus anstelle des Monogramms geschrieben.

Bildthemen:

Kein Bildtitel [Die Hochzeit der Ewigen Weisheit mit der Seele] (4v = Bihlmeyer Nr. 1); Daz nachgende bilde beweiset ainer anvahenden menschen raizenliches gesúche nach göttlichen trost (Bildtitel 13v, Bild 14r = Bihlmeyer Nr. 2); Das nachgend bilde mainet ains wol zuͦnemenden menschen übenden durchbruch (Bildtitel und Bild 31v = Bihlmeyer Nr. 3); Das nachgend bilde mit dem rösolochten ring bedeut mangerlay leyden in dem ain warer gottes fruͦnd muͦß bewart werden (Bildtitel und Bild 39r = Bihlmeyer Nr. 4, obere Hälfte); kein Bildtitel [Anna mit dem Engel] (39v = Bihlmeyer Nr. 4, untere Hälfte); kein Bildtitel [dú waz ein edlú jungfrow uf einer burg und hiess Anna (Bihlmeyer S. 102,2)] (61v); kein Bildtitel [Das Kreuz als Rosenbaum des Leidens] (62r = Bihlmeyer Nr. 12); Das nachgend bilde so erbermlich zaiget den strengen vndergang ettlicher außerwelten gottes fraind (Bildtitel 80r, Bild 80v = Bihlmeyer Nr. 5); Die nachgenden bilde gebent zuͦ verstan die trostlichen vnderbinde die gott seinen leidern vnderweilen lat werden (Bildtitel 87v, Bild 88r = Bihlmeyer Nr. 6); kein Bildtitel [Christus erscheint als gekreuzigter Seraph dem knieenden diener] (93 = Bihlmeyer Nr. 7); Das nachgend bilde beweist aller gottleidender menschen trost in zeit vnd ir groß ere vnd loblich wirdikait die si müssent besiczen in ewikait (Bildtitel 94v, Bild 95r = Bihlmeyer Nr. 8); kein Bildtitel [Der Diener empfängt himmlische Tröstung und wird als geistlicher Ritter investiert] (95v = Bihlmeyer Nr. 9); Das nachgend bild zaigt wie ain übervollen hercz gottes das selber aug geren (Bildtitel 96v, und Bild 97r = Bihlmeyer Nr. 10), Disu nachgendu bilde bezaichnent der blossen gothait ye wesenhait In personlicher drehait vnd aller creatur aus vnd wider einhait fliessenhait uahenden menschen vnd einen ordenlichen durchbruch des zuͦnemens vnd den allerhóchsten úberschwanck überwesenlicher volkommenhait (Bildtitel und Bild, 122v = Bihlmeyer Nr. 11); kein Bildtitel [Der Diener mit Christus als Schmerzensmann] (157v = Bihlmeyer Nr. 12, untere Hälfte).

Farben:

Blattgold, Schwarz, Rot, Blau, Grün, Braun, Gelb.

Literatur:

Heinemann (1900) S. 7. – Bihlmeyer (1907) S. 6*–7*, Abb. 2 (14r). 3 (31v). 8 (95r); von Heusinger (1953) S. 9–19; Hofmann (1969) S. 137; Kersting (1987) Abb. 37 (4r). 38 (14r). 39 (31v). 40 (39r). 41 (39v). 42 (61v). 43 (62r). 44 (80v). 45 (88r). 46 (93r). 47 (95r). 48 (95v). 49 (97r). 50 (122v). 51 (157v); Kuhlmann (1987) S. 74–77; Diethelm (1988) S. 167, Abb. S. 174 (4v). S. 178 (13v). S. 182 (31v). S. 186 (35v). S. 192 (80v). S. 196 (88r). S. 200 (93r). S. 206 (95r). S. 212 (97r). S. 216 (122v). S. 222 (62r, 157v). S. 224 (2r); Blumrich (1994) S. 190; Altrock/Ziegeler (2001) passim, Farbabb. 4 (4v). 11 (14r). 12 (62r); Ott (2003) Abb. S. 34 (5v). S. 35 (79v). S. 38 (93r); Lentes (2004) S. 42, Abb. 9 (4v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XV: 39v. Heinrich Seuse, ›Das Exemplar‹: Der diener wird von einem Engel empfangen, dazu musizierende Engel und Medaillon mit Gottvater und Maria.

Abb. 74: 95r. Heinrich Seuse, ›Das Exemplar‹: Anna und der Engel.

Abb. 75: 88r. Heinrich Seuse, ›Das Exemplar‹: Der diener, von einem Engel geführt, kniet vor Maria mit dem Jesuskind.

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Taf. XV.
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Abb. 74.
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Abb. 75.